Ja das ist mir auch nicht immer klar. Fakt ist, es ist mehr als nur ein Beruf für mich. Kennst du das, wenn man die Stunden bis zum Feierabend rückwärtszählt oder die Tage bis zum Urlaub? Wenn man miesgelaunt aus dem Bett aufsteht, weil die Uhrzeit gerade für Dienstbeginn nicht wirklich in den Biorhythmus passt?
Ich erlebe es, wenn ich das, was ich tue, nicht gerne tue. Und das ist schon lange her. Ich habe mich versucht in jungen Jahren sehr auszuprobieren als Hebamme. Das Spektrum ist ja sehr vielfältig. Es gab Bereiche, in denen ich mich sehr wohl gefühlt habe, die aber nur schwer für die eigene Familie tauglich sind. So wie es jetzt ist, fühlt es sich in diesem Moment gut an. Ich zähle nicht rückwärts und freue mich z.B. auch an Feiertagen Frauen/Familien zu begleiten.
Das Besondere ist in meinen Augen, dass ich als Hebamme einen sehr intimen Raum betreten darf. Ich darf ganz private Momente mit erleben. Ich darf darin mit meinem Knowhow stärken und meine Unterstützung zusichern. Ich bin oft auf einer so vertrauensvollen Ebene, die selten jemand anderes hat. Und dass man mich da hereinlässt ist für mich keineswegs selbstverständlich. Oft bekomme ich ganz viel Dankbarkeit. Gleichfalls bin ich so dankbar, da sein zu dürfen. Und diese Energie, dieses Wunder, wie auch immer man es bezeichnet, trägt mich sehr gut. Es lässt mich darauf blicken, was wichtig ist und man für kein Geld der Welt kaufen kann. Diese Momente sind friedlich. Egal was gerade so los ist, da kommt keine Krise gegen an.
Ich brauche die Kraft nicht ziehen. Sie wird mir gegeben. Und diese Kraft brauche ich dann natürlich auch für Frauen/Familien, wo es gerade sehr herausfordernd läuft. Weil das Friedliche und Wundervolle vielleicht gerade sehr in den Hintergrund rutscht. Dann ist es meine Aufgabe, störende Einflüsse aufzudecken und Mütter/Eltern zu zeigen, wie sie damit umgehen können.
Am Ende des Tages gehe ich nach Hause zu meiner Familie. Ich sehe meine Kinder und bin so glücklich, dass ich bei beiden Schwangerschaften wusste, was Störfaktoren sind und ich schon damals viel Wissen darum hatte gerade weil ich an unterschiedlichen Orten als Hebamme Erfahrungen sammeln konnte.
Dennoch ist es auch schwierig, weil auch ich am Monatsanfang meine Ausgaben zum Lebensunterhalt habe. Leider ist unser Gesundheitssystem in meinen Augen nicht auf Ganzheitlichkeit ausgerichtet. Gefühlt geht es viel mehr ums Reparieren von greifbaren Problemen. Und ich bin in meinem Berufsalltag neben diesen auch viel mit nicht-greifbaren Problemen beschäftigt. Zum Beispiel, das Nachbesprechen einer schwierigen Geburt. Es ist wichtig! Wie soll ich das in 20 min. neben dem klassischen Wochenbettbesuch machen? Das ist mein innerer Konflikt, den ich jeden Tag mit mir ausmachen muss. Hin- und hergerissen zwischen dem, was das System mir vorgibt an Zeit und Vergütung, dem was ich verdienen muss, um unseren Lebensunterhalt zu verdienen und am Ende dem was ich gesund auf allen Ebenen für Mutter/Kind/Familie finde. Und das zieht mir Kraft. Da sitzen wir, denke ich, alle im selben Boot. Oder?
Aber nun vom Gejammere wieder zurück zu den schönen Dingen des Lebens. Das Jahr 2023 steht bevor. Es wird sich vieles ändern. Und zwar zum Positiven. Denn... Bewusstsein schafft Realität!
Welche Änderung im Gesundheitssystem erhoffst du dir? Kommentiere gerne und lass uns tolle Ideen zusammentragen. Denn.. Bewusstsein schafft Realität!
Liebe Grüße
Deine Hebamme Rebecca
1 Kommentar
Ich wünsche mir, das im Gesundheitswesen der Mensch im Mittelpunkt steht. Ich wünsche mir, das die Heilkunst ganzheitlich betrachtet wird und sich nicht nur auf das Reparieren lokaler Problemfelder. Und ich wünsche mir Ärzte, Ärztinnen, Pfleger und Pflegerinnen die sich der Macht ihrer Worte bewusst sind und 7n deren Ausbildung das Fach “Achtsame Patientenkommunikation” fest etabliert wird.